„Ein Festtag war für unsere Gemeinde der vergangene Sonntag, 27. August [1933]; konnten wir doch bei strahlendem Sonnenschein die feierliche Einweihung unserer Kapelle in Himmighausen begehen“.
Die Entscheidung für den Bau der Blockhauskapelle hatte das Presbyterium erst Anfang 1933 getroffen. Sie wurde damit begründet, dass die etwa 80 Gemeindemitglieder die anderen Gottesdienstorte in Nieheim, Marienmünster und Hermannsborn nicht erreichen könnten, da diese 10 km und weiter entfernt liegen. Die Anzahl der Gottesdienstbesucher wurde mit 20–25 angegeben. „Zum Gemeindeteil Himmighausen halten sich die Evangelischen aus Himmighausen-Bahnhof und Dorf, Sandebeck, Grevenhagen (Lippe), Erpentrup, Langeland, Merlsheim und Oeynhausen, u.U. Kempen-Feldrom.“ Das Verbot der Reichsbahn, die öffentlichen Räume des Bahnhofs für Versammlungen zu nutzen, führte dazu, dass der Bahnhofswartesaal 2. Klasse nicht weiter für Gottesdienste zur Verfügung stand. In der Folge wurden die Gottesdienste in Räume des Kinderheims des Landkreises Düsseldorf-Mettmann verlegt. Als das Kinderheim 1932 aufgelöst wurde, konnten in Himmighausen keine Gottesdienste mehr gehalten werden. Im Jahr 1933 wurde nach siebenmonatiger Vakanz die Pfarrstelle neu besetzt und die Gemeindemitglieder äußerten den Wunsch nach regelmäßigen 14-tägigen Gottesdiensten. Die Möglichkeit, die inzwischen verkauften Räumlichkeiten des Kinderheimes zu nutzen, stellte sich als zu teuer heraus. Zwei Familien aus Himmighausen und Sandebeck stellten daraufhin ihre Wohnzimmer für Gottesdienste zur Verfügung.
Das Presbyterium suchte weiter nach einem Gottesdienstort, der nicht nur einen vorübergehenden Charakter hatte. Der Landkreis Düsseldorf-Mettmann beabsichtigte, auch die Knabenturnhalle mit Schlafsaal zu verkaufen. Da es noch weitere Interessenten gab, sah das Presbyterium große Eile geboten und kaufte das Gebäude zum Preis von 900 RM. Begründet wurde diese schnelle Entscheidung auch damit, dass „wir in Himmighausen unter den dort obwaltenden Verhältnissen bei der z.T. fanatischen Protestantenfeindlichkeit im rein katholischen Gebiete des Paderborner Landes als evangelische Gemeinde sonst wohl nie Fuß fassen und Boden gewinnen könnten“.
Dieser Kauf stellte sich allerdings als übereilt heraus, da bei genauer Betrachtung die Räume zu groß und die Kosten für den Umbau zu hoch waren. Der Presbyter Freiherr von der Borch schlug vor, eine der Gebirgslandschaft angepasste Blockhauskapelle ganz aus Holz zu errichten. Er erklärte sich bereit, einen großen Teil des Holzes zu schenken und auch die Gemeindeverordneten, Freiherr Oeynhausen-Grevenburg, und Grafen Oeynhausen-Reelsen, ebenfalls für Holzschenkungen zu erwärmen. Als der Grundstücksnachbar, der Hühnerfarmhalter und Maurer Tilly, mit dem Angebot an die Gemeinde herantrat, die Knabenturnhalle auf Abbruch kaufen zu wollen, wurde schnell eine Entscheidung getroffen. Statt des Kaufes wurde ein Tausch mit einem gleich großen Grundstück auf halbem Berge vorgeschlagen. Als Wertausgleich wurde vereinbart, dass der Tauschpartner Tilly den Wege- und Brückenbau, die Platzausschachtung und das Bruchsteinfundament übernehmen sollte. Zu den weiteren Leistungen gehörte die Heraufschaffung des geschenkten Holzes von der öffentlichen Straße zum hoch liegenden Bauplatz.
Der Herr Präses der Provinzialsynode betonte, dass unter allen Umständen ein Neubau einem Umbau vorzuziehen sei, da dieser viel Aufwand erfordere und nie ganz zum Ziele führe. Er wies auch auf den Eindruck hin, den die Darstellung evangelisch-kirchlichen Lebens gerade in der Diaspora machen müsse: wohl schlicht, aber nicht armselig, wohl einfach, aber nicht unwürdig.
Die Arbeiten wurden dann anscheinend sehr zügig durchgeführt, denn das Konsistorium berichtete zum Besuch am 6. Mai 1933: „Unsere Sachbearbeiter haben bei ihrer Anwesenheit in Himmighausen festgestellt, daß der Kapellenbau trotz des allgemeinen Bauverbots und ohne daß unsere Baugenehmigung beantragt war, fast fertiggestellt ist. […] Wir wollen im übrigen nicht unterlassen, der Gemeinde unsere Anerkennung für die bei dem Bau an den Tag gelegte Opferwilligkeit der Gemeindemitglieder auszusprechen.“
Dass Presbyterium und Gemeinde ein großes Interesse an der Fertigstellung der Kapelle hatten, ist auch daraus abzuleiten, dass nicht alle Verwaltungswege eingehalten wurden und auch trotz eines Finanzierungsplans Schulden gemacht wurden, die mit einer Beihilfe in Höhe von 1.000 RM aus dem Hauskollektenablösungsfonds ausgeglichen werden mussten.
Die Ausstattung der Kapelle wird schlicht gewesen sein. Die Anzeige im Deutschen Pfarrblatt mit dem Kaufgesuch für ein „Glöckchen“ wurde mit dem Hinweis verschickt, diese möglichst „klein und billig“ zu machen. Zur Einweihungsfeier wurden 300 Gäste begrüßt. Der Bürgermeister der Stadt Nieheim ließ sich durch ein Schreiben seines Sohnes entschuldigen.
Seit 1946 waren in der Gemeinde Flüchtlinge aufgenommen worden. Die Vergrößerung der Gemeinde war Anlass für einen 5,90 m langen Anbau nach Westen ab August 1951. Der Anbau erfolgte in Fachwerkbauweise und enthielt, auf zwei Geschosse verteilt, „zuschaltbare“ Jugend- und Gemeinderäume. Altar und Kanzel entstanden neu und das alte plane Gewölbe wurde in ein Tonnengewölbe umgearbeitet. Die segmentbogige Holztonne wurde von Paul Thol mit floralen Ornamenten, Sternen und Schriftzügen gestaltet.
Im Jahr 1958 erfüllte sich die Gemeinde den langgehegten Wunsch nach einer Orgel. Dem Presbyterium lagen zwei Angebote mit einem erheblichen Preisunterschied vor. Das Presbyterium tendierte zu dem günstigeren Angebot, holte aber Rat vom Orgel- und Glockensachverständigen der Evangelischen Kirche von Westfalen, Arno Schönstedt, ein. Dieser riet dringend zu dem teureren Angebot. Er begründete das ausführlich mit Hinweisen auf die Beschaffenheit der Orgel und gab den Rat, dass die Kapelle eine Orgel erhalten sollte, die in jeglicher Beziehung einwandfrei sei. Er gab in diesem Schreiben auch zu bedenken, „dass ein so beträchtlicher Unterschied in der Kalkulierung nur den Verdacht zuläßt, daß hier Mängel in der Bearbeitung zu erwarten sind, die später nicht gut zu machen sind“. Er bot der Gemeinde aber auch dann seine sachkundige Führung bei der Besichtigung einer mechanischen Orgel an, wenn sie sich denn seinem fachkundigen Rat verschließen sollte. Die Kirchengemeinde entschied sich für das günstigere Angebot vom Orgelbaumeister Bernhard Stegerhoff aus Steinheim
Auf der Grundlage der Ortsbesichtigung durch Mitarbeiter des Bauamtes der Evangelischen Kirche Westfalen im Herbst 1969 wurde ein umfassender Bericht zu den substanzerhaltenden und wünschenswerten Maßnahmen erstellt. An diesem Ortstermin nahmen aus der Gemeinde der Pastor, der Küster und zwei Presbyter teil. In diesem Bericht wird auch der Wunsch der Gemeinde nach einer elektrischen Läuteanlage thematisiert. Bereits im Jahr 1954 war neben der Kapelle ein Glockenturm errichtet worden. Es wird festgestellt, dass mit dem Einbau einer elektrischen Anlage viele der durch die mechanischen Glocken entstehenden Probleme behoben werden könnten. Die Kapelle erhält im Juli 1970 eine elektrische Läuteanlage. Die beiden Glocken sind ein Geschenk der Kirchengemeinde aus Castrop-Rauxel Ickern.
Im Folgenden werden in dem Bericht detaillierte Vorschläge zur Umgestaltung des Gottesdienstraums gemacht: so wird das Überstreichen der Blumenornamente an der Holzdecke und der Bänke mit einer helleren Farbe empfohlen. Die Kanzel wird als zu schwer empfunden, ein deckender heller Anstrich sollte einen Eindruck von Leichtigkeit erwecken. Das Kreuz wird als überdimensioniert im Verhältnis zum Raum empfunden, vorgeschlagen wird, das Holzkreuz zu verkleinern oder ganz zu entfernen und eventuell durch einen Wandteppich zu ersetzen. Es werden noch zahlreiche weitere vortreffliche Veränderungen vorgeschlagen. Der Bericht schließt mit dem Hinweis ab, dass die Durchführung dieser Maßnahmen je nach vorhandenen Mitteln erfolgen sollte. Mit den vorhandenen Mitteln konnten nur die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden, für die wünschenswerten Maßnahmen reichten die Mittel nicht aus. Segmentbogendecke, Kirchenbänke, Kreuz und Altar blieben unverändert.
Förderverein Kapelle am Berg Himmighausen e.V.
1. Vorsitzende Angela Uber
Am Föhrden 50 | 33039 Nieheim
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